Jeder Wandel ist ein Marathon, sowohl für den Einzelnen, als auch für jede Gruppe oder die Gesellschaft als Ganzes.
Jeder Wandel ist ein Marathon, sowohl für den Einzelnen, als auch für jede Gruppe oder die Gesellschaft als Ganzes. Es erfordert neben einem starken Willen zur Veränderung auch Ausdauer, Disziplin, Geduld und eine Prise Toleranz gegenüber Rückschlägen.
Permagold ist ein Teil der Agrarwende aus Bürgerhand und heute diesem Ziel verschrieben. In der Hauptsache getrieben durch die Zuversicht, dass eine ökologische, klimaresiliente, sozialverträgliche, ertragreiche Landwirtschaft nicht nur wünschenswert, sondern auch möglich ist. Mischkultur statt Monokultur und Vielfalt statt Einfalt bringen den Permagold-Ansatz wohl auf den Punkt. Das ist ein großes und ein langwieriges Vorhaben, umso wichtiger ist regelmäßig zu schauen: wo stehen wir gerade? Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Sind die Interessen aller Akteure in einer guten Balance?
Der Aufsichtsrat ist, wie viele von euch, nicht im Tagesgeschehen involviert. Doch übernehmen wir hiermit das Status-Update zu Permagold, um den aktiven Mitgliedern und dem Vorstand zumindest eine kleine Aufgabe abzunehmen. Denn eines vorweg: das Kernteam von Permagold braucht eure Unterstützung und frische Energie. Sonst sind die vielen Aufgaben, aber auch die vielen Chancen nicht zu bearbeiten und folgend die Weiterentwicklung unserer Genossenschaft gefährdet.
Jetzt möchten wir mit euch erst den Blick auf den Status Quo und den Zustand unserer Genossenschaft aus der „beobachtenden“ (kontrollierenden) Position des Aufsichtsrats teilen. Hiermit ausführlicher die aktuellen Chancen, aber auch die aktuellen Probleme und Hürden beleuchten, die stets gleichzeitig in jedem Unternehmen existieren.
Zur Einstimmung geben wir einen Einblick in den Stand unserer Fläche in Nebelschütz:
Viele Kulturen zusammen und trotzdem Platz für ökologisch wertvolles Totholz (Fläche Permagold Oberlausitz) Helfer beim Veredeln auf der Fläche am Frosch in Nebelschütz, Frühjahr 2021 Mulchmaterial (Miscanthus-Häcksel) ist bereit für den Einsatz, zeitiges Frühjahr 2022 Fläche am Frosch im zeitigen Frühjahr 2022, die Bäume wachsen Helfer beim Mulchen der Baumscheiben im Frühjahr 2022
Von der Theorie zur Praxis
Zu Beginn lasst uns die Haben-Seite beleuchten. Permagold ist angetreten, um nachhaltige Mischkultur-Systeme (Permakultur) landwirtschaftlich zu skalieren. Im Herbst 2019 wurde, nach der Entwicklung des Permagold Permakultur-Systems und dem Aufbau der Organisation, die erste Arbeitsphase an der ersten Permagold-Permakultur-Plantage von den Mitgliedern finanziert. Konkret konnte die Umsetzung vom theoretischen, landwirtschaftlichen Permakultur-System in das praktische System beginnen. Die ersten großen Lehren, die gezogen wurden, lagen bereits in genehmigungsrechtlichen Hürden mit verschiedenen Ämtern, insbesondere auch dem Umweltamt. Erst mit einem Jahr Verzögerung, nachdem mehrere Schleifen gedreht und sogar eine neue Zielfläche gefunden werden musste, fand der erste Arbeitseinsatz vor Ort statt.
Seit Winter 2020, dem Beginn der Nebelschützer Permakultur-Plantage, hat die praktische Arbeit von Permagold eine neue Qualität (Kontakt mit Boden, Flora, Fauna, Wetter und co., insbesondere mit unzähligen Wühlmäusen) und Quantität (oft über 10 Leute gleichzeitig am Wochenende auf der Fläche: buddelnd, pflanzend, gießend, bauend,…) bekommen. Allein die Organisation der Arbeitskraft im Kontext der Pandemie-Bestimmung seitens unserer Vorständin Marlene ist sicher nicht einfach gewesen.
Auch heute ist eine wichtige Aufgabe die Verstetigung des Projekts. Der ein oder andere von euch mag sich erinnern: Pflanzen brauchen Zeit und Pflege, bis sie uns üppige Fruchterträge liefern. Bis die Permakultur-Plantage in Nebelschütz im Vollertrag steht, sind 5 Jahre eingeplant. Heute sind wir am Anfang von Jahr zwei. Die Pflege und weitere Entwicklung der Anlage wird mit viel Engagement unter Einsatz ihrer Freizeit vonseiten der Mitglieder der Arbeitsgruppe Nebelschütz geleistet. Die ersten, relevanten Fruchterträge sind für Jahr drei und vier erwartet, auch für die Mitgliedschaft.
Parallel wird die Übertragung der operativen Bewirtschaftung an einen lokalen Erzeugerbetrieb, unter geringfügiger Beteiligung von Permagold, vorbereitet. Teil des Permagold-Permakultur-Systems, die lokale Verankerung und auf Dauer bezahlte Bewirtschaftung.
All das ist nicht nur ein Arbeitsprozess, sondern stets auch Lern- und Reibungsprozess. All das zahlt ein auf die Erfahrung für die Vergrößerung der Fläche oder eine nächste Permagold-Permakultur-Plantage, wenn wir die Geduld und das Durchhaltevermögen bis dahin aufbringen wollen.
Handlungsfreiheit
Die finanzielle Lage von Permagold ist Stand heute, für Permagold-Verhältnisse, stabil. Die Zeit des „Aufräumens“ ist vorbei. Dank des Engagements und Geschicks unseres Vorstands Nikolaus ist die Kostenstruktur auf ein Minimum reduziert, die Verbindlichkeit gegenüber der ehemaligen Hausbank ist bereits abgebaut und der Abbau der nachrangigen Verbindlichkeiten ist möglich. Für das Geschäftsjahr 2021 wird Permagold voraussichtlich einen Betriebsgewinn ausweisen, wenn auch noch klein im Vergleich zu den Verlustvorträgen. Zudem befindet sich ein niedriger fünftstelliger Geldbetrag auf unserem GLS-Konto für die weitere Arbeit in Nebelschütz, Weiterentwicklungen, geringfügigen Rückstellungen und die laufenden Kosten in Höhe von ca. 650€ pro Monat.
In 2021 wurde, ihr konntet es im Newsletter lesen, der erste „große“ Planungsauftrag im Ort Marienfließ erfolgreich umgesetzt. Dies hat, neben vielen kleineren Planungsaufträgen, den voraussichtlichen Betriebsgewinn ermöglicht. Dies geht zwar in den Abbau der letzten Alt-Verbindlichkeiten, bewahrt dafür inzwischen das eingelegte Mitglieder-Kapital für Nach-Vorn-Investitionen.
In dieser Situation können wir Permagold eine in der Geschichte unserer Genossenschaft noch nicht dagewesene Handlungsfreiheit attestieren. Nicht im Vergleich mit etablierten Unternehmen, aber im Kontext der eigenen Geschichte und Ziele.
Wo Permagold aktuell am meisten hadert ist vor allem anderen: die Zeit der aktiven Mitglieder.
Grenzen der “ehrenamtlichen” Struktur
Wie ihr wisst, wird die operative Arbeit von Permagold heute, mit Ausnahme von Planungsaufträgen für Permakultur-Planer, ausschließlich unentgeltlich von engagierten Mitgliedern geleistet. Sowohl die Vorstände, die Beiräte, die Aufsichtsräte als auch die Aktiven in den verschiedenen Arbeitsgruppen setzen ihre Freizeit für unsere Genossenschaft ein. Diese Zeit ist wertvoll und begrenzt, die Aufgaben demgegenüber umfänglich und manchmal endlos. Ihr merkt das eventuell durch die seltener gewordenen Beiträge von Permagold, Kommunikation ist zeitaufwendig und heute nicht in dem Maß zu leisten wie noch zu Beginn von Permagold, als Menschen hauptamtlich für Permagold gearbeitet haben.
Der Vorteil liegt klar in den niedrigen Kosten und einer niedrigschwelligen Möglichkeit mitzumachen, auch mal beim Anpacken an einem Samstag in Nebelschütz. Quasi kann jedes Mitglied einfach mit mitarbeiten.
Die Nachteile liegen in „liegenbleibender“ Arbeit, einer höheren Abstimmungsnotwendigkeit zwischen den vielen Engagierten, und einer teilweisen Unplanbarkeit, ob der Freiwilligkeit.
Das Wichtigste heute sind viele Schultern, die sich die Arbeit teilen. Die Arbeit ist für manche belohnend, für manche ein Ausgleich zum Alltag und für manche Ausdruck ihrer Überzeugungen. Die Arbeit ist auch anstrengend und zehrend, insbesondere für die Funktionsträger wie den Vorstand: Organisation, Verwaltung, Kommunikation nach außen, Kommunikation mit den Mitgliedern, Verhandlungen, Strategienentwicklung, Umsetzung und mehr sind zu erledigen. Kaum zu bewältigen auch mit dem größten Engagement für zwei Leute.
Im Aufsichtsrat sind wir überzeugt, dass die aktuelle Struktur uns die heutige Handlungsfreiheit ermöglicht hat. Die aktuelle Struktur allerdings nicht das Zukunftsmodell sein kann. Die Notwendigkeit des freiwilligen Engagements war und ist als Überbrückung gedacht. An möglichen Zukunftsmodellen arbeitet aktuell neben dem Vorstand auch die Arbeitsgruppe Finanzen mit den Beiräten Tino Kressner und Andreas Kretschmer, sowie Mitglied Eric Schieblich. Von Ihnen werden Vorschläge kommen wie wir künftig die wichtige Arbeit von Funktionsträgern auch finanzieren können. Dafür braucht es aber auch dann noch das zeitliche Engagement von Menschen, idealerweise aus unserer Mitgliedschaft.
Jetzt sind wir an einem Punkt wo wieder frische Kraft benötigt wird.
Euer Aufsichtsrat
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