Biodiversity4Butterflies erhält Preisgeld aus eku-Zukunftspreis

Mit innovativen Maßnahmen zur Wiederansiedlung von selten gewordenen und gefährdeten Schmetterlingen beitragen

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Mit innovativen Maßnahmen zur Wiederansiedlung von selten gewordenen und gefährdeten Schmetterlingen beitragen

Unser Dresdener Genossenschaftsmitglied und Schmetterlingskundler seit Kindesbeinen Dr. Udo Krause hat mit seinem Wettbewerbsantrag Biodiversity4Butterflies ein Preisgeld in Höhe von 10.000 € erhalten.

Gegenstand des von seinem Unternehmen Seidenkokon Native Silk GmbH mit Sitz in Nebelschütz gewürdigten Projekts ist die  Entwicklung einer regionalen Blühstreifen-Saatgutmischung für die Wiederansiedlung von selten gewordenen und gefährdeten Schmetterlingen. Die Maßnahmen sollen systematisch bis Mai 2023 umgesetzt werden.

Die intensive landwirtschaftliche Nutzung über Jahrzehnte hat in den oft großflächig ausgeräumten Agrarlandschaften zu großen Verlusten an Biodiversität geführt, die unter anderem auf Habitatzerstörung und -fragmentierung, vereinfachte Fruchtfolgen in Monokulturen und den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden zurückzuführen sind. Um Umweltproblemen durch landwirtschaftliche Intensivierung entgegenzuwirken, können europäische Landwirte Agrarumweltregelungen auf ihren Nutzflächen anwenden. Blüh-streifen mit dem Ziel, die Biodiversität, also die Zunahme „nützlicher“ Artengruppen bspw. für die Pflanzenbestäubung und natürlicher Schädlingsbekämpfung, zu fördern, sind ein Beispiel für diese Maßnahmen.

Naturschutzfachlich ist – neben anderen Problemen – insbesondere der extreme Rückgang des Artenreichtums an Schmetterlingen besorgniserregend. Dies trifft auch auf alle Landschafts-räume im Freistaat Sachsen zu („Rote Liste der Schwärmer und spinnerartigen Schmetterlinge“, Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie). So sind allein 80 % der Tagfalter sind im Freistaat, aber auch in Mitteldeutschland, vom Aussterben bedroht. Obwohl eine positive Wirkung der Blühstreifen in mehreren Studien belegt werden konnte, bleibt die Wirksamkeit dennoch hinter den Erwartungen zurück. Neben der oft zu kurzen Anbaudauer bleiben mehrere Faktoren zur nachhaltigen Förderung der Biodiversität unberücksichtigt. Die gegenwärtig angebotenen Blühstreifen-Saatgutmischungen sind oft nicht auf die nachhaltige Wirksamkeit für die Insekten als Futterpflanze (Raupen), sondern meist nur auf den Blütenreichtum und als Angebot nektarsuchender Insekten abgestimmt bzw. setzen wirtschaftliche Gründe für die Auswahl und Zusammensetzung der Saatmischung in den Vordergrund. Für mehrere Lebensräume wurde bereits gezeigt, dass sowohl örtliche Habitatmerkmale als auch die Art der Landnutzung und die Konnektivität, also eine fehlende Verbindung, mit umliegenden Landschaften relevante Faktoren zum Vorkommen von Schmetterlingen sind. Fehlende Verbindung (Konnektivität) zu intakten, artenreichen Rückzugsgebieten von Insekten existieren kaum. Für alle erlebbar ist die Tatsache, dass beispielsweise die Populationen an Tagfaltern so stark dezimiert worden sind, dass eine kurzfristige Besiedlung und Eroberung der Blühstreifen gar nicht erfolgen kann. Hier setzt das geplante Projekt ein, das die Idee verfolgt, eine regional wirksame Blühstreifen-Mischung (= funktionale Blühstreifen) zu entwickeln, damit Konnektivitätsinseln für eine schnelle Besiedlung zu schaffen und regional relevante Blühstreifen Schmetterlingsarten zu züchten und begleitend zu den Pflanzmaßnahmen einzubringen.

Raupen vom Tagpfauenauge und Distel mit Trauer-Rosenkäfern (Fotos: Krause)

Ziel ist die nachhaltige Erhöhung der Biodiversität – hier des Artenreichtums an heimischen Schmetterlingen – durch Zucht und gerichtete Freisetzung von Larvenpopulationen. Das Vorhaben ist Teil des Aufbaus und der Entwicklung einer unternehmensspezifischen CSR-Strategie der Seidenkokon Native Silk GmbH. Die Pilotierung erfolgt zunächst in enger Kooperation mit Akteuren des ökologischen Landbaus in der Oberlausitz – insbesondere unsere Permagold-Genossenschaft in Verbindung mit der Permagold Oberlausitz GmbH (in Gründung) in Nebelschütz und dem Ökologischen Landbaubetrieb von Ignac Wessela aus Crostwitz – um regionale standorttypische Faktoren der Anlage wirksamer Blühstreifen und Konnektivitätsinseln mit der Artenvielfalt an Schmetterlingen zugunsten einer nachhaltigen Verbesserung der Agrarumwelt zu verknüpfen und auch ein entsprechendes Monitoring/Controlling zu entwickeln.

Wissenschaftlicher Dialog- und Bildungspartner des Projekts ist das gemeinnützige Forschungsinstitut biotopa gGmbH aus Radeberg.

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