Jeden Tag lese ich neue erschütternde Meldungen über Feldbrände und Ernteerträge, die den Wetterextremen zum Opfer fallen. Gar nicht auszudenken, wie sich die betroffenen Landwirte fühlen, die um ihre Existenz bangen.
Massive Trockenheit macht den Gärtnern, Landwirten und Großbauern schwer zu schaffen. Den Pflanzen steht nicht ausreichend Wasser zur Verfügung und durch die durchgängige Sonneneinstrahlung stellen sie das Wachstum ein. Viele Landwirte rechnen mit Noternten, um wenigstens einen Teil der Ernte zu retten. Überall in Deutschland und Mitteleuropa fangen Felder sogar Feuer. Sie sind so trocken, dass ein kleiner Funken einer Maschine ausreicht, um einen Brand auszulösen, der sich rasend schnell auf den gesamten Acker ausbreitet.
Im Süden Deutschlands beklagen die Menschen wiederum die starken Unwetter und Regenfälle. Die Böden können gar nicht so viel Wasser auf einmal aufnehmen und schwimmen förmlich davon. Mit ihnen sämtliche Substanz, Nutzpflanzen und Nährstoffe. Wie kommt es, dass die landwirtschaftlich genutzte Umgebung, weder über die eine noch die andere Ausprägung glücklich ist? Es scheint nur ein „Zuviel“ oder ein „Zuwenig“ zu geben.
Die Ergebnisse massiver Bodennutzung
Seit über 100 Jahren sind lange Hitzeperioden in Verbindung mit anhaltenden Dürren immer intensiver und häufiger geworden.[1] Die Landwirtschaft ist also dringend gefordert reaktive Maßnahmen zu ergreifen, um sich an die geänderten Klimabedingungen anzupassen. Besser noch: ihnen entgegen zu wirken.

Daniel über die aktuelle Situation auf deutschen Feldern: „Die brennenden Äcker sind für jeden einzelnen Landwirt tragisch. Dennoch zeigen sie, dass die momentane monokulturelle Form der Landwirtschaft äußerst krisenanfällig und in keinem Fall resilient gegen den Klimawandel und seine Folgen ist. Diese Form der Landwirtschaft ist geprägt durch die Auslaugung der Böden, der verringerten Verdunstungsrate der Landschaft und der äußerst herabgesetzten Wasserhaltefunktion des Bodens. Durch die geringe Durchwurzelung und fehlende Mehrschichtigkeit trägt sie sogar zum Klimawandel bei und puffert dessen Folgen nicht ab. Die monokulturelle, industrielle, großflächige Landwirtschaft ist zusätzlich noch einer der größten Treibhausgasemittenten.“
„Ein Wandel der Landwirtschaft hin zu Agroforst, Permakultur und biologischer Landwirtschaft ist überlebenswichtig.“
Daniel Wetzler, Permakultur Designer bei Permagold.
Wie werden die Böden widerstandsfähiger?
Der Ökolandwirt Ignaz Wessela bewirtschaftet in der sächsischen Gemeinde Nebelschütz über 55 Hektar Land. Er setzt auf die Zufuhr von Biomasse und erspart seinen Böden dadurch unnötige Chemie. Seiner Meinung nach gelingt so der Weg zu einer widerstandsfähigeren Landwirtschaft:
„Bei der Bodennutzung und -aufbesserung kommt es darauf an, seine Wasserspeicherkapazität zu erhöhen. So steht es in Trockenperioden länger zur Verfügung und kann zu Regenzeiten in größeren Mengen aufgenommen werden. Das gelingt vor allem durch den Verzicht auf schwere Maschinen, die den Boden zu sehr verdichten. Ist er hingegen gut durchwurzelt, kann das Wasser auch aus tieferen Schichten verfügbar gemacht werden.
Dammkultur beziehungsweise flache oder gar pfluglose Bodenbearbeitung schafft zudem eine stabile Bodenstruktur. Humusschichten bleiben erhalten und können sich aufbauen, Nährstoff- und Wasserkreisläufe werden nicht ständig zerstört. Bei der leichten Bodenbearbeitung bleiben Reste der Zwischenfrüchte auf dem Feld und dienen als Mulch. Das reguliert einerseits die Temperatur im Boden und schützt andererseits gerade bei Starkregen vor Verschlammung und Auswaschung der obersten Schichten.“
Mehr Vielfalt auf den Feldern
Beide Experten sind sich einig: es braucht vor allem mehr Vielfalt auf den Feldern. Angefangen bei einer dichteren Fruchtfolge, in der vermehrt bodenauflockernde Zwischenpflanzen genutzt werden. Über Unterpflanzungen mit Bodendeckern, die den Boden vor der Sonne schützen und Feuchtigkeit speichern. Bis hin zum Einsatz mehrjähriger Pflanzen in Agroforst- und Permakultursystemen, die notwendige Bodenbearbeitung auf ein Minimum reduzieren.
Es ist dringend an der Zeit umzudenken. Das beweisen die alarmierenden Nachrichten aus Deutschland und ganz Europa. Mit vielen kleinen Schritten können Landwirte auf bodenschonenden Anbau umsteigen. Aber nicht nur die Landwirte sind in der Verantwortung, sondern auch Unternehmen, Konsumenten, Politiker und Verwaltungen bis auf höchste EU-Ebene. Es müssen die passenden gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden und auch du als Verbraucher kannst sie fördern. Indem du Bio kaufst und in regenerative, zukunftsfähige Landwirtschaft investierst. Lass uns nicht länger zusehen.
[1] https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00704-017-2076-y
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