Was ungewollt auf unseren Tellern landet

Von Lebensmittelskandalen beeinflusste Ernährung kann nicht die Lösung sein. Wir müssen etwas gegen die Ursachen tun und nicht einfach die Symptome behandeln. Ein Beispiel aus den Ozeanen.

elisa.muehlmann50

Nach jedem neuen Lebensmittelskandal drängt sich erneut die Frage auf: „Was kann man denn überhaupt noch essen?“  Und ich gebe zu, diese Frage bereitet mir tatsächlich Stress. Ich möchte meinem Ernährungsstil kein Label aufdrücken. Immer darüber nachdenken müssen, welche Lebensmittel ich zu mir nehmen darf. Was die Grenze ist zwischen ausgewogener Ernährung und ökologisch vertretbarem Konsum. Geschweige denn auf Genuss verzichten.

 

Lebensmittelskandale und ihre Ursachen

Betrachtet man die aufsehenerregenden Skandale der letzten Jahre, lässt sich eine Gemeinsamkeit finden. Sei es Fipronil in niederländischen Eiern, Antibiotika in Hähnchen-, Schweine- oder Rindfleisch, Plastikpartikel in Meerestieren oder Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau. Die Verunreinigungen sind menschengemacht – durch übermäßigen Konsum, der Notwendigkeit von kurzsichtigen, billigen Lösungen und der Ignoranz hinsichtlich der Konsequenzen für unseren Planeten.

Dabei sind die umfassenden Auswirkungen auf alle lebenden Organismen genauso wenig hinreichend erforscht, wie sie vermutlich behandelbar sein werden. Zumindest nicht ohne weitere Symptome zu schaffen. Warum beginnen wir also nicht damit am Ursprung der Infiltration, etwas zu ändern?

 

© Pacific Garbage Screening – Pollute the Ocean, pollute yourself.

 

Pacific Garbage Screening für sauberen Speisefisch

Was der Verzicht auf künstliche Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft ist, ist die Reduktion von Einwegplastik in unserem alltäglichen Leben. Es erfordert die intensive Suche nach Alternativen, lehrreiche Praxistests und schließlich die Bereitschaft einen unbequemen Weg der Umstellung zu gehen. Insgesamt ein Prozess, den wir auch in hochentwickelten Ländern nicht von heute auf morgen bewerkstelligen können. Dass wir zunehmende Belastungen aber schon jetzt nicht weiter hinnehmen müssen, zeigt ein innovatives Projekt am Beispiel von Plastikpartikeln in unserem Speisefisch.

Nicht zweckgerecht entsorgte Kunststoffprodukte finden ihren Weg in die Weltmeere, wo sie zu kleinen Partikeln verfallen, aber dennoch über Jahrhunderte erhalten bleiben. Schwebende Teilchen, die für maritime Arten nicht von Plankton oder kleinen Fischen unterschieden werden können und gefressen werden. Sie verstopfen den Magen-Darm-Trakt der Tiere und sondern Schadstoffe wie Weichmacher in ihren Blutkreislauf ab, die das Erbgut und den Hormonhaushalt. [1] 

Doch es ist Rettung in Sicht. Die Plastikpartikel, die schon den Weg über die Flüsse und Meere in die Ozeane gefunden haben, können durch eine schwimmende Plattform wieder herausgefiltert werden. Die Konstruktion sorgt unter der Meeresoberfläche für eine Beruhigung der Meeresströmungen und lässt die leichten Plastikteile dadurch ganz einfach an die Oberfläche treiben, wo sie abgeschöpft und zur Produktion von sauberer Energie und neuen, biologisch abbaubaren Kunststoffen verwendet werden.

© Pacific Garbage Screening

 

Die deutsche Architektin Marcella Hansch setzt das passive Sedimentierungsprinzip so ein, dass auf Netze und technische Anlagen, die Meereslebewesen gefährden würden, verzichtet werden kann. Die Fische werden so in doppelter Hinsicht geschützt, wovon nicht zuletzt auch wir Menschen profitieren. Zusätzlich werden erschöpfbare Ressourcen zurück in den Kreislauf gebracht und schädliche Rückstände vor der unkontrollierten Durchdringung der gesamten Nahrungskette eingedämmt. 

Mir machen Marcella und ihre 40 ehrenamtlichen Helfer Hoffnung, dass Technologien wie dieses schwimmende Leuchtturmprojekt, uns enorme Lebensqualität zurückgeben kann. Dass wir schon jetzt Übergangslösungen finden, die die Ausbreitung von Umweltproblemen eindämmen und uns langsam wieder Herr über unsere Ernährung werden lassen. Damit in Zukunft die Gräten im Fisch wieder unsere einzige Sorge sind. Macht bitte weiter so!

 

[1] https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/muellkippemeer.html

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